Winnipeg - Thunder Bay - Toronto

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41. Woche: 18. bis 21. August 2005

Donnerstag; Das Wetter wollte noch nicht so recht, trotzdem fuhren wir in den Whiteshell - Lake of the Woods Provincial Park.
Ausserordentlich abwechslungsreich bietet sich der Südosten der Provinz Manitoba dar, wo die eintönigen Getreideebenen des Umlandes von Winnipeg von waldreichen, teils recht felsigen Hügeln, Bergen und Tälern abgelöst werden. Der überwiegend von Fichten, Kiefern und Ulmen bewachsene Provinzialpark, in dem noch etliche Hirsche, Elche, Biber und Schwarzbären leben, erstreckt sich vom Falcon Lake im Süden bis zum ruhig dahin fliessenden Winnipeg River im Norden. In den Flussläufen und in den weit über 100 Seen leben Forellen, Barsche und Hechte sowie allerlei Wasservögel.
Dass wir weiterfuhren lag daran, dass auch dieser Campingplatz im Park überfüllt war. Einen einzigen Platz hätten wir noch bekommen können, der gefiel uns aber nicht. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Provinz Ontario. Im Visitor - Welcome - Center wurden wir sehr fachmännisch beraten. Mit vielen Broschüren und Karten versehen, verliessen wir die nette Dame. In der Ortschaft Kenora fanden wir einen Campingplatz. Einmal mehr versuchten wir eine Internet Verbindung zu finden, was uns wieder nicht gelang. Obwohl der Platz eine Wireless-Verbindung anbot und uns eine dementsprechende Code-Karte verkauft wurde, funktionierte es nicht. Beim Nachfragen hiess es lakonisch, es müsste eigentlich gehen!
Freitag; Es hatte schon die ganze Nacht geregnet, aber am Morgen goss es wie aus Kübeln. An ein Weiterfahren war nicht zu denken. Bereits hatten sich "kleinere Seen" vor unserem Camper gebildet. Auf diesem Campingplatz konnten wir aber nicht bleiben, da der Platz schon wieder (durch eine Internetreservation!) anderweitig vergeben war. Also wurde alles zusammengepackt, dies ging nicht ohne nasse Füsse zu bekommen. Wir hätten uns gerne den Ort Kenora angesehen, doch bei diesem Platzregen war an ein Aussteigen nicht zu denken. So liessen wir auch das Internet Cafe, die Post und die Bank, welche wir beim durchfahren entdeckten, liegen. Etwas ausserhalb von Kenora, am Longbow Lake fanden wir einen Campingplatz. Gott sei Dank. Welch eine Überraschung, der Platz bot gratis Satelliten WiFi an, wir buchten gleich zwei Tage. Es durfte "gearbeitet" werden. Ausserdem sahen wir uns wieder mal die Nachrichtensendung 10vor10 des Schweizer Fernsehens an. Während ich den Haushalt erledigte, lud Hans das neue Programm "Google Earth" auf unseren Laptop. So "besuchten" wir unter anderem mal wieder Zürich. Phantastisch!
Am Abend kam die Sonne und im Nu war der Himmel wieder blau. So konnten wir uns doch noch bei einem kleinen Spaziergang zum See hinunter die Füsse vertreten.

Kenora, Longbow Lake                     Kenora, Longbow Lake, Strand vom Campingplatz

Samstag; Die Sonne kam am Freitagabend nur kurz, um zu sagen, sie sei noch da. Man könnte meinen, es wäre bereits Herbst. Nebel lag am frühen Morgen über dem Campingplatz, der sich aber im Laufe des Vormittags fast auflöste. Wir genossen wieder mal einen, der in letzter Zeit eher seltenen, fahrfreien Ruhetag.
Sonntag; Trübe Aussichten, trotzdem fuhren wir nochmals zurück zur Ortschaft Kenora. Kenora ist ein kleines Städtchen am Lake of the Woods und besitzt einen Wasserflugzeug Flughafen. Von hier aus bringen die Piloten Erholungssuchende in die abgelegenen Lodges im Norden der Provinz. Ein heftiger Wind blies uns entgegen, als wir dem Hafen entlang spazierten. Beim McLeod Park kehrten wir um und gingen durch die Stadt zurück zum Parkplatz.

Kenora, Strandpromenade                     Kenora, Strandpromenade

Ausserhalb von Kenora bogen wir südwärts auf den Heenan Highway (Scenic Hwy Nr. 71) ein, an dem drei Provinzial Parks liegen. Die Landschaft durch die wir fuhren, erinnerte uns stark an Skandinavien. Wälder, Ferienhäuschen und immer wieder Seen. Bei den Provincial Parks lagen die Plätze mit Stromanschluss mitten im Wald, am See befanden sich die Zeltplätze. Schade, hatten wir kein Zelt dabei. So landeten wir am Ende der Scenic Road in Barwick und quartierten uns auf dem Gemeinde eigenen Campingplatz ein.

42. Woche: 22. bis 28. August 2005

Montag; Ein paar Kilometer ausserhalb Barwick befindet sich das Kay-Nah-Chi-Wah-Nung Historical Center, eine Indianersiedlung. Wie waren wir enttäuscht, als wir nach 15 km Fahrt vor einer geschlossenen Türe standen. Erst beim Eingang war ersichtlich, dass das Zentrum am Montag und Dienstag geschlossen hat. Also wieder alles zurück! Von Barwick aus war es ein weiter Weg bis zum nächsten Campingplatz in Atikokan. Wir kamen an einigen schönen Seen vorbei. Nach ca. 170 km erreichten wir Atikokan.
Dienstag; Nach weiteren 40 km Fahrt gelangten wir in den Quetico Provincial Park. Wir hielten beim Visitor Center an und informierten uns über die Möglichkeiten, den Park zu besichtigen. Ausser der kurzen Zufahrtsstrasse zu den zwei Campingplätzen, ist der Park nur zu Fuss, per Pferd oder im Kanu zu entdecken. Nur wirklichen Wildnisfreaks kann zum Besuch des Quetico Provincial Parks geraten werden. Man fühlt sich in dem von vielen Seen durchsetzten Waldgebiet in einen nordischen Urwald versetzt. Den Ratschlag des Rangers nahmen wir ernst und bestellten ein Kanu für den Mittwoch.
Wir fanden einen wirklich traumhaft schön gelegenen Platz direkt am French Lake. Nach dem Mittagessen (mit Seesicht) begaben wir uns auf den 13 km langen Trail, der am Anfang sehr gut markiert war. Sogar der kleine Abstecher zu den French River Falls war leicht zu finden. Danach wurde es jedoch schwieriger.

Quetico Provincial Park                     Quetico Provincial Park

Immer mehr gelangten wir in den Busch. Gott sei Dank war der Weg teilweise mit Bändern markiert. Nach drei Stunden waren wir wieder auf der Fahrstrasse des Campingplatzes angekommen. Die teilweise mühsame Suche nach dem Weg, war sicher auch ein Grund, dass wir unterwegs keinem Menschen begegnet sind. Aber wir waren beide glücklich, wieder einmal eine längere Wanderung unternommen zu haben.
Wir genossen es sehr, den See sozusagen vor der Haustüre zu haben. Ein abschliessendes Bad und ein schöner Sonnenuntergang rundete den Tag ab.

Quetico Campingplatz                     Quetico Campingplatz

Mittwoch; Nach dem Frühstück wurde das Kanu gewassert. Der Fotoapparat, das GPS und der Feldstecher wurden wasserdicht verpackt. Und es kam was kommen musste; wer rudert? wer steuert? Wir versuchten es auf beide Arten, es war kein leichtes Unterfangen! Also paddelten wir mal dem Ufer entlang bis wir zur Flussmündung des French River kamen. Den Fluss zu entdecken, das war ein Riesenerlebnis. Abgesehen von den vielen Wasservögeln und Gänsen, sahen wir etliche Schildkröten, welche sich auf im Wasser liegenden Baumstämmen sonnten. Meistens verschwanden sie mit einem Plumps im Wasser wenn wir näher kamen, es gab aber auch solche, die für ein Foto posierten. Als der Fluss immer enger wurde, kehrten wir um. Unterwegs legten wir neben einem Steg an und genossen die Mittagsrast.

Quetico Provincial Park, Kanu Tour                     Quetico Provincial Park, Kanu Tour

Kaum wieder am See angelangt, hatte der Wind aufgefrischt und es war eine harte Arbeit, das Kanu durch die Wellen zu steuern. Wir "flüchteten" in den nächsten Flusslauf. Dieser Fluss verbindet "unseren See" mit dem Pickerel Lake. Unser Ziel war es, im Laufe des Nachmittags dort zu sein, was problemlos gelang. Es war traumhaft, der ganze See gehörte uns. Wir sahen einen kleinen Strand und steuerten sofort drauf los. Wir genossen beide das Schwimmen. Nach zwei Stunden Pause brachen wir auf. Wir paddelten den Fluss wieder zurück zu "unserem" See. Als wir um eine Kurve kamen, raschelte es im Schilf und etwa 30 Meter vor uns standen eine Elchkuh und ihr Junges. Wir paddelten ganz langsam an ihnen vorbei, um die beiden nicht zu stören. Hatten wir ein Glück, so etwas zu sehen!

Quetico Provincial Park, Kanu Tour                     Quetico Provincial Park, Kanu Tour

Als wir den French Lake erreichten, hatte sich der Wind ein wenig gelegt. Wir fuhren diesmal auf der anderen Seite dem Ufer entlang und kamen zu einer Insel, wo wir uns an einem wunderschönen Sonnenuntergang erfreuen konnten. Es war schon am Eindunkeln, als wir wieder beim Campingplatz anlangten. Dieser Tag war wieder ein absolutes Highlight unserer Reise.

Quetico Provincial Park, Kanu Tour                     Quetico Provincial Park, Kanu Tour

Donnerstag; Wir hatten es gar nicht eilig, den schönen Platz zu verlassen. Der Campingplatz besass sogar eine Laundry, deshalb benutzte ich noch die Gelegenheit, die Wäsche zu waschen, während Hans noch schlief. Nach dem ausgiebigen Frühstück fuhren wir zum nächsten Park, dem Kakabeka Falls Provincial Park. Für die nächsten Tage war leider wieder Regen angesagt, heute war das Wetter aber noch freundlich, deshalb besichtigten wir gleich mal den Wasserfall. Der Kaministiquia River stürzt hier 40 Meter in die Tiefe, ein wirklich imposanter Anblick.

Kakabeka Falls Provincial Park                      Kakabeka Falls Provincial Park

Freitag; Wie es der Wetterbericht vorausgesehen hatte, war heute morgen die Sonne nicht zu sehen. Wir nützten den regenfreien Vormittag und gingen ein bisschen wandern. Wir hatten uns den Little Falls Trail vorgenommen. Der Weg begann an der Aussichtsplattform und führte in einer grossen Schlaufe hinunter durch den Wald an den Fluss. Scheut man die paar Kilometer nicht, sieht der Wasserfall von weitem noch wuchtiger aus. Die meisten Besucher machen bei der ersten Plattform kehrt und somit begegnet man kaum einem anderen Menschen. Am Nachmittag kam dann der grosse Regen und so hatten wir kein schlechtes Gewissen, mal wieder ein bisschen am Computer zu sitzen und Bilder zu sortieren.
Samstag;
Nach einer Woche in der Natur, zog es uns wieder mal in eine Ortschaft.
Thunder Bay am Nordufer des Lake Superior ist der Entfernteste, noch für Hochseeschiffe zugängliche Hafen des St. Lorenz Seeweges und den Great Lakes. Es ist der Umschlagplatz für den in den kanadischen Prärien erwirtschaftete Weizen. Gigantische Getreidesilos umrahmen das Hafenbecken. Der Name Thunder Bay ist erst 1970 durch den Zusammenschluss der beiden Orte Port Arthur und Fort William entstanden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war Fort William lange ein Pelzhandelsposten der North West Company.
Wir erreichten die Stadt am Vormittag und besichtigten den Hafen. Als wir die Marina verlassen wollten, kamen wir an einem Ausflugsboot vorbei, welches eben im Begriff war, zu einer Hafenrundfahrt abzulegen. Es war gerade noch Zeit an Bord zu gehen und so konnten wir die mächtigen Weizensilos und Frachtschiffe von Nahem betrachten.

Thunder Bay, Marina                     Thunder Bay, Weizensilos

Von mehreren Aussichtspunkten aus genossen wir einen schönen Blick auf Thunder Bay. Einzigartig ist sicher der Mount McKay Lookout, der mitten in einem Ojibwa-Reservat liegt, allerdings kostete uns die Aussicht fünf Dollar. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Indianer "ihr Land gerne verkaufen". Kostenlos zu bewundern ist die prächtige Aussicht hingegen vom Hillcrest Park mitten in der Stadt und vom Terry Fox Scenic Lookout am Highway 11/17.
Eine fast 3 Meter hohe Bronzestatue erinnert an Terry Fox, der 1977 im Alter von 18 Jahren an Krebs erkrankte. Um Spendengelder für die Krebsforschung zusammenzubekommen, startete er trotz einer Beinamputation zum "Marathon of Hope" quer durch Kanada. Er begann seinen Marathonlauf am 12. April 1980 in St. John's auf Newfoundland, hier in Thunder Bay musste er aufgeben. Mit seinem Hoffnungslauf hatte er 24 Mio. Spendengelder sammeln können, doch seiner Krankheit konnte er nicht entfliehen, er starb wenige Monate später.

  Thunder Bay, Hillcrest Lookout                   Thunder Bay, Terry Fox Memorial Park

Sonntag; Old Fort William
Bedeutendste Sehenswürdigkeit von Thunder Bay ist Old Fort William am südwestlichen Stadtrand gelegen. Es handelt sich um den rekonstruierten Pelzhandelsposten der Montrealer North West Company von 1816. Er besteht aus vierzig von einem hohen Palisadenzaun geschützten Gebäuden. Hier am Ufer des Flusses Kaministiquia trafen sich im Sommer Trapper und Indianer die Felle und Pelze feilboten, und die Voyageurs, die mit Waren von Montreal heraufkamen.
Da Fort William als beste Outdoor Attraktion Kanadas angepriesen wird, liessen wir uns die Besichtigung dieser historischen Stätte nicht entgehen.

Thunder Bay, Fort William                     Thunder Bay, Fort William

Wir wurden schon am Eingang von einer kostümierten Dame empfangen und konnten uns gleich einer Führung durch die einzelnen Gebäude anschliessen. Verschiedene Schauspieler stellten das damalige Leben im Fort dar. Man konnte sich gut vorstellen, wie dazumal Verträge ausgehandelt, oder um die besten Pelze gefeilscht wurde. Natürlich wurden auch hier die Besucher teilweise zum Mitmachen "eingeladen". Zum Abschluss des Tages besuchten wir das Indianerdorf vor den Toren des Forts. Hier wurde uns der Unterschied zwischen einem Tipi und einem Wigwam erklärt, ein Tipi wird mit Tierhaut, ein Wigwam mit Birkenrinde bedeckt.

Thunder Bay, Fort William                     Thunder Bay, Fort William

Mit vielen Eindrücken versehen, verliessen wir gegen Abend das Fort und fuhren auf unseren Campingplatz zurück. Das Wetter hatte sich während des ganzen Tages gut gehalten, doch kaum waren wir auf dem Platz angekommen, fing es an zu regnen.

43. Woche: 29. August bis 4.  September 2005

Montag; Wir machten uns auf den Weg zum Sleeping Giant Provincial Park. Es nieselte während der Fahrt hinaus auf die vor Thunder Bay liegende Halbinsel.
Die schönsten Stellplätze am See waren zwar leer, aber wie wir erfuhren, schon alle durch Internet-Reservationen bereits vergeben, uns wäre nur noch ein Platz mitten in den Büschen geblieben und das für immerhin dreissig Dollar pro Tag! Einmal mehr ärgerten wir uns über dieses kürzlich eingeführte System, welches es für Durchreisende wie wir, nicht einfach macht, spontan einen schönen Platz zu bekommen. Auch die freundliche Dame am Schalter war nicht glücklich mit diesem System, wir seien nicht die Einzigen, die reklamierten. Wir liessen den Park "links liegen" und fuhren die 40 km wieder zurück zum Highway. Unterwegs beim Eagle Canyon fanden wir einen angenehmen Campingplatz, wo man unter anderem die längste Hängebrücke Kanadas (180 m lang), sowie die längste Hängebrücke Ontarios (90 m lang) besichtigen und begehen kann. Ein sehr schöner Spazierweg führt zu den zwei Brücken, welche den Eagle Canyon überspannen. Inzwischen hatte sich auch das Wetter wieder gebessert. Gegen Abend kam sogar die Sonne hervor.

Eagle Canyon Suspension Bridge                     Ouimet Canyon

Dienstag; In der Nähe des Eagle Canyon befindet sich der Ouimet Canyon. Hier hat sich der Fluss Ouimet auf einer Länge von ca. 5 km stellenweise bis zu 100 m tief eingegraben. Ein kleiner Wanderweg führt zu den zwei Aussichtspunkten.
Nach kurzer Fahrt kamen wir durch den kleinen Ort Nipigon. Hier trennen sich der Highway 11 und 17. Wir hatten uns ja für die südliche Route (Hgw 17), welche über Sault Ste. Marie und die "Bruce Peninsula" führt, entschlossen. Die Strasse folgt weitgehend dem Lake Superior. Wieder eine sehr schöne Scenic Route. Die heutige Fahrt ging bis zum Rainbow Fall Provincial Park. Hier konnten wir (ohne Reservierung) einen schönen Platz direkt am See aussuchen. Es geht also doch noch auch anders. Nachdem wir unsere "eigene Hängebrücke" gebaut hatten, nahmen wir unsere Jasskarten hervor und genossen die Abendstimmung beim "Campfire".

Rainbow Falls, Campingplatz, Camperleben!                     Rainbow Falls, Campingplatz

Mittwoch; Bevor wir den Park verliessen, unternahmen wir noch eine Wanderung zum Rainbow Fall. Wir gingen noch ein bisschen weiter bis zu einem Aussichtspunkt, von wo man den Whitesand Lake und einen kleinen Teil des Lake Superior überblicken kann.

Rainbow Falls Provincial Park                     Rainbow Falls Provincial Park

Später fuhren wir zum Neys Provincial Park, der auf einer kleinen Halbinsel liegt. Nachdem wir den Camper wieder auf einem schönen Platz am See abgestellt hatten, entschlossen wir uns für eine Wanderung. Zuerst ging es auf den Lookout Trail, seltene farnartige Pflanzen und niedliche Pilze säumten den Weg. Nach kurzer Zeit erreichten wir einen kleinen Hügel, von dort aus hatten wir eine prächtige Sicht auf den Lake Superior. Die zweite Wanderung führte dem Strand entlang bis zum Prisoner Point. Von hier aus beginnt ein Lehrpfad, auf welchem die Geologie der Felsenküste (vulkanischen Ursprungs) auf 11 Schautafeln eindrücklich erklärt wird. Das Wetter war prächtig, dementsprechend wunderbar war auch der Sonnenuntergang.

Neys Provincial Park                     Neys Provincial Park

Donnerstag; Wir hatten den schönen Platz am See für zwei Nächte gebucht und genossen es, mal wieder nichts zu tun.
Am Nachmittag kam ein heftiger Wind auf und der Lake Superior verwandelte sich zusehends in einen aufgewühlten See, der bald eher einem Meer glich.
Der Lake Superior ist mit seinen 84'126 km2 der grösste Süsswassersee der Welt. Er ist 257 km breit und 616 km lang. Die tiefste Stelle wird mit 400 m angegeben.

Neys Provincial Park, Lake Superior am Mittag                     Neys Provincial Park, Lake Superior am Abend

Freitag; Nach kurzer Fahrt erreichten wir die kleine Ortschaft Marathon, wo wir wieder mal unsere Vorräte auffüllten. Danach fuhren wir weiter zum Pukaskwa Nationalpark.
Nur ein Ziel für wirkliche Naturfreaks ist der Pukaskwa Nationalpark am Nordufer des Lake Superior. Über den Highway 17, der die beiden Orte Thunder Bay und Sault Ste. Marie verbindet, ist er zwar gut erreichbar, aber abgesehen von ein paar wenigen Wanderwegen am Parkrand ist er nicht erschlossen. Der Nationalpark liegt in einer faszinierenden Wildnis, in der sich Elche, Bären, Wölfe und Luchse wohl fühlen. Ausgangspunkt für jegliche Unternehmungen ist die "Hattie Cove" am Nordwestrand des Parks. Hier können gut ausgerüstete Wanderer zum mehrtägigen, 62 km langen Coastal Trail aufbrechen. Ausserdem befindet sich hier neben dem Visitor Center auch ein komfortabler Campingplatz.
Wir quartierten uns witterungsbedingt erst mal nur für eine Nacht ein. Als gegen Abend der Regen aufhörte und die Sonne sich zeigte, gingen wir doch noch auf eine Wanderung, welche uns zu der Horseshoe Bay führte. Auf der einen Seite der Bay ist die Küste sehr felsig, hingegen auf der gegenüberliegenden Seite gibt es einen wunderschönen Sandstrand.  Erst zu Fuss zeigt sich die wilde Schönheit dieses kanadischen Nationalparks, eine Küstenlandschaft wie im Bilderbuch!

Pukaskwa Nationalpark, Horseshoe Bay Wanderung                     Pukaskwa Nationalpark, Horseshoe Bay Wanderung

Samstag; Es gefiel uns so gut in diesem schönen Nationalpark, dass wir unseren Aufenthalt um einen Tag verlängerten. Nach dem Frühstück gingen wir auf eine weitere Wanderung. Der schöne Wanderweg führte zuerst der Beach entlang und danach teilweise über Holzstege zum Halfway Lake, einem fast verlandeten See, ideale Lebensbedingungen für die Tiere des Parks. Es war Mittagszeit, die Elche, die hier gerne verweilen, waren wohl beim Mittagsschlaf, nur ein paar niedliche kleine Eichhörnchen hüpften von Baum zu Baum.

Pukaskwa Nationalpark Halfway Lake Wanderung                     Pukaskwa Nationalpark, Halfway Lake Wanderung

Pukaskwa Nationalpark, Halfway Lake Wanderung                    Pukaskwa Nationalpark, Halfway Lake Wanderung

Immer wieder gelangten wir über Treppen und Felsen zu weiteren Aussichtspunkten. Unterwegs bestaunten wir die Flora, speziell die wunderschönen Flechten und Moose hatten es uns angetan. Diverse Beschriftungstafeln entlang des Weges wiesen auf die verschiedenen Pflanzen und ihren Lebensraum hin. Als wir an einem der schönen Aussichtspunkte vorbeikamen, packten wir unsere Rucksäcke aus und sassen wohl eine Stunde lang auf einem herrlich gelegenen Felsen.
Am Nachmittag sahen wir uns im Visitor Center einen Film über Schwarz-, Grizzly- und Polarbären an. Wie wir erfuhren, haben sie an unserem Ankunftstag einen grösseren Schwarzbären eingefangen und ihn in der unendlichen Weite des Parks wieder ausgesetzt. Er kam wohl einigen Campinggästen zu nahe. Auf dem Rückweg beschlossen wir spontan, nochmals zur Horseshoe Bay zu gehen. Der See hatte sich wieder beruhigt, wo gestern noch hohe Wellen gegen die Felsen spritzten, war heute nichts mehr dergleichen zu sehen. Wir verweilten lange an der reizvollen Bucht und beobachteten Kanuten, die von ihrem Ausflug zurückkamen.
Sonntag; Von Park zu Park.
Die Parks von Ontario sind wirklich sehenswert, schon nach kurzer Fahrt landeten wir im White Lake Provincial Park. Bevor wir den Campingplatz buchten, durften wir ihn zuerst ansehen. Er gefiel uns und wir bezahlten gleich für zwei Tage. Auf dem Weg zum Stellplatz gab es verschiedene Wanderwege und so nutzten wir die Gelegenheit, jeden für sich zu entdecken. Der erste führte um den Deer Lake herum, ein kleiner Waldsee inmitten eines Schilfgürtels. Der zweite ging ein Stück weit durch einen dunklen Wald, wir sahen mindestens sechs verschiedene Pilzarten. Ob sie essbar sind, das wissen wir nicht, deshalb gab es am Abend kein Pilzgericht. Nach einer Weile erreichten wir einen kleinen See, an dessen Ufer wir zu unserem Erstaunen wirklich die Fleischfressenden Pflanzen sahen, von welchen uns die nette Dame am Parkeingang erzählte. Der letzte Wanderweg führte ebenfalls durch einen Wald, bis zum Clearwater Lake. Wir stellten erstaunt fest, dass sich allmählich die Bäume zu färben beginnen. Der Herbst naht. Von unserem Platz aus hatten wir eine tolle Sicht auf den White Lake, die Sonne schien den ganzen Tag, so genossen wir das Nachtessen im Freien. Einmal mehr durften wir einen schönen Sonnenuntergang erleben.

White Lake Provincial Park                     White Lake Provincial Park

44. Woche: 5. bis 11. September 2005

Montag; Labour Day, ein verlängertes Wochenende in Kanada. Gleichzeitig gehen an diesem Wochenende die Schulferien zu Ende. Für die Kinder heisst das "Back to School". Einer nach dem Anderen packte zusammen und die meisten Camper verliessen den Platz, es blieben nur noch ein paar Wenige. Wir hätten heute gerne noch einmal die Gelegenheit benutzt, ein Kanu zu mieten, aber der starke Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. So verbrachten wir den Tag auf unserem schönen Campingplatz. Gegen Abend versuchte ich ein Feuer zu entfachen, um die Kartoffeln zu braten, als es nach einer halben Stunde immer noch nicht brannte, musste der Fachmann her. Im Nu hatten wir ein Feuer und bald lagen die Kartoffen in der Glut.
Dienstag; Wir entschieden uns zur Weiterfahrt. Schon bald erreichten wir die kleine Ortschaft Wawa, bei dessen Ortseingang eine riesige Wildgans-Statue zu sehen ist. Die Library hatte leider geschlossen, so fanden wir auch hier keine Möglichkeit, wieder mal unsere Mails zu checken. Wir fuhren weiter Richtung Sault Ste. Marie. Der Trans Canada Hwy 17 führt ca. 80 km durch den Lake Superior Provincial Park. Viele schöne Ausfahrtsstellen luden zum Anhalten ein und wir kamen auch an herrlich gelegene Buchten vorbei.

Lake Superior Provincial Park                     Lake Superior Provincial Park

Bei der Agawa Bay gab es einen kurzen Trail zu den Agawa Rocks Pictographs. Der Weg war äusserst ruppig und führte über mächtige Felsen hinab zum See, wo an einer Felswand einige Zeichnungen der Obijawa Indianer zu sehen waren. Der Lake Superior war ziemlich aufgewühlt, so liessen wir es bleiben, weiter der Felswand nach zu gehen, wo sich noch weitere Zeichnungen befinden.

Lake Superior Provincial Park                     Lake Superior Provincial Park

Mittwoch; Am Mittag erreichten wir die Stadt Sault Ste. Marie, wo wir uns gleich im örtlichen KOA Campground einquartierten. Hier gelang es uns wieder einmal, mit der grossen weiten Welt zu kommunizieren, in dem wir das Free WiFi-Netz des KOA benutzen konnten. Später schauten wir uns im TV ein paar Tennis Spiele des US Open an.
Donnerstag; Das Wetter war herrlich, wir freuten uns, die Stadt Sault Ste. Marie zu entdecken.
Die amerikanisch-kanadische Doppelstadt Sault Ste. Marie liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen Lake Superior und Lake Huron, am reissenden St. Mary's River. Er bildet die Grenze zwischen den beiden Städten. "The Soo" wie Sault Ste. Marie meist nur kurz genannt wird, ist eine wichtige Industrie- und Hafenstadt. Die Bedeutung des Ortes als Verkehrs- und Handelsplatz ist schon von den Indianern erkannt worden. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kamen Pelzhändler und Flösser, die mit den ansässigen Indianern enge Bande knüpften. Nachdem Ende des 18. Jahrhunderts ein Kanal gebaut wurde, der die Stromschnellen des St. Mary's River umging, liessen sich englische und französische Siedler in grösserer Zahl hier nieder.
Die knapp zwei km langen Kanäle des St. Mary's River gehören zu den bedeutendsten Wasserstrassen Nordamerikas. Auf ihnen werden jährlich weit über 100 Mio. Tonnen Güter transportiert. Die Schiffe passieren zwei mächtige Schleusen, je eine auf kanadischer und eine auf amerikanischer Seite.

Sault Ste. Marie, Lock Tour, US-Amerikanische Schleuse                     Sault Ste.  MArie, Lock Tour, International Bridge

Die Schleusen können nur mittels einer Bootstour (Lock Tour) besichtigt werden. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, deshalb unternahmen wir als erstes diesen Bootsausflug. Unser Boot, die "Chief Shingwauk" fuhr zuerst durch die amerikanische Schleuse, nach dem Passieren der "International Bridge", erreichten wir den Lake Superior. Nach einer grösseren Runde auf dem See, vorbei an der im Jahre 1899 angesiedelten "Algoma Steel" (Eisen- und Stahlwerk) ging es durch die kanadische Schleuse wieder zurück. Die Tour war sehr informativ und hatte sich, für uns jedenfalls, gelohnt.

Sault Ste. Marie, Lock Tour, Algoma Steel & Co.                     Sault Ste. Marie, Lock Tour, Kanadische Schleuse

Nachdem wir uns die ganze Sache vom Schiff aus angesehen hatten, spazierten wir nun dem St. Mary's River entlang, bis zur kanadischen Schleuse, um sie nochmals genauer zu betrachten. Diese im Jahre 1895 gebaute Schleuse ist 77 m lang, 15,5 m breit und 3 m tief. Wir kamen gerade rechtzeitig, um das selbe Boot der Nachmittags-Tour in der Schleuse zu sehen. Wie klein das aussah, zwischen den mächtigen Toren! Gegen Abend spazierten wir noch ein bisschen durch die Queens Street (Hauptgeschäftsstrasse), bevor wir zum Campingplatz zurückkehrten.
Freitag; Wir schliefen lange, es war spät geworden, da wir uns unbedingt den Tennismatch von Roger Federer gegen David Nalbandian ansehen wollten. Die Aufzeichnung wurde erst gegen Mitternacht, nach einem unendlich lange dauernden Football Game, übertragen. Das Warten hat sich aber gelohnt.
Wir fuhren gegen Mittag in Sault Ste. Marie los, mit einer Tankfüllung, für die wir zum ersten Mal über 200 Dollar bezahlen mussten. Obwohl das Benzin hier in Nordamerika gegenüber Europa immer noch einiges günstiger ist, haben auch wir inzwischen bemerkt, dass die Preise in den letzten Tagen enorm gestiegen sind. Kaum aus der Stadt, ging es dem Lake Huron entlang bis nach Spragge, wo wir übernachteten.
Samstag; Bei der Ortschaft Espagnola verliessen wir den Trans Canada Highway 17, um südwärts nach Manitoulin Island zu fahren. Auf einer alten Schwenkbrücke gelangten wir auf die Insel. Wir kamen zur ersten kleinen Ortschaft "Little Current", wo wir dem Hafen entlang spazierten. Der Ortsname Little Current (kleine Strömungen) wurde von dem indianischen Namen der Ojibwa abgeleitet, die den Ort "da wo das Wasser beginnt zu fliessen", nannten.

Manitoulin Island, Schwenkbrücke bei Little Current                     Manitoulin Island, Little Current

Das 170 km lange und zwischen 5-80 km breite Manitoulin Island gilt weltweit als grösste Insel in einem Süsswassersee. Heute leben hier rund 12'000 Menschen, ca. 25% der Insulaner sind Ojibwa-, Odawa- und Potawotami Indianer. Auf dem "Great Spirit Circle Trail" fuhren wir rund um die Insel bis zur Providence Bay im Süden, wo sich der längste Sandstrand der Insel befindet. Dass die Badesaison vorbei ist, merkten wir bald, der Strand war praktisch menschenleer.
Sonntag; Vom am Lake Huron gelegenen Campingplatz war es nicht mehr weit bis South Baymouth an der Südspitze der Insel. Dort kann man mit der Autofähre "Chi-Cheemaun" (the Big Canoe) zur Bruce Peninsula nach Tobermory übersetzen. Wir fuhren als erstes zum Ferry Terminal, um unsere Überfahrt für den Montag zu buchen. Danach suchten wir uns eine Unterkunft. In der Nähe des Terminals gab es einen Campingplatz direkt an der South Bay, das war bequem, konnten wir doch so am Nachmittag zum Hafen spazieren. Das Ent- und Beladen einer Fähre ist für uns immer wieder interessant.

Manitoulin Island, South Bay Camping                     Manitoulin Island, South Baymouth, Hafen

45. Woche: 12. bis 18. September 2005

Montag; Mit der Vormittagsfähre verliessen wir Manitoulin Island. Wir erinnern uns an eine sanft gewellte Landschaft mit vielen Seen, weiten Wiesen und Wäldern. Vor allem ist Manitoulin Island ein Paradies für Angler. Nach 1 3/4 Stunden Überfahrt erreichten wir Tobermory auf der Bruce Peninsula.

Owen Sound, Fähre                      Owen Sound, Insel mit Leuchtturm

Die rund 100 km lange Bruce Peninsula, welche die Georgian Bay nahezu völlig vom Huronsee abtrennt, ist geologisch gesehen ein Ausläufer des Niagara Escarpment, eines 725 km langen Felsbandes, das von den Niagara Fällen quer durch Ontario bis nach Tobermory an der Nordspitze der Bruce Peninsula verläuft. Besonders reizvoll präsentiert sich die teils bewaldete felsige Küste im Bruce Peninsula Nationalpark.
Tobermory ist ein kleines Fischerdörfchen, von wo aus diverse Schiffstouren angeboten werden. Nach einem ausgedehnten Spaziergang, vorbei an der geschlossenen Library und dem in Konkurs gegangenen Internetcafe, verliessen wir den Ort und fuhren in den Bruce Peninsula Nationalpark. Nachdem wir uns auf dem Campingplatz eingerichtet hatten, unternahmen wir gleich die lange Wanderung zum Indian Head Cove, welche ein kleines Stück dem 782 km langen Bruce Trail entlang führt. Eine bizarr geformte Felsenküste und glasklares Wasser erwartete uns am Indian Head. Zurück gingen wir entlang dem Horse Trail.

Bruce Peninsula Nationalpark                     Bruce Peninsula Nationalpark

Dienstag: Am Vormittag brachen wir auf und fuhren entlang der schönen Strände und Buchten bis zur Sauble Beach, wo wir mit dem Camper direkt an die Beach fahren konnten. Nach der Mittagsrast beendeten wir unseren Aufenthalt mit einem erfrischenden Bad im Huronsee. Nach einer langen Fahrt übernachteten wir in Durham.

Bruce Peninsula, Sauble Beach                     Durham Campingplatz, Besuch von Mauzi

Mittwoch; Wir bekamen Besuch von einer niedlichen Katze, die gar nicht scheu, unseren Camper auskundschaftete. Es fiel uns nicht so leicht, uns von ihr zu trennen, besonders, nachdem sie während des ganzen Frühstücks neben uns sass. Zu unserem Bedauern konnten wir sie leider nicht mitnehmen!
Die heutige Fahrt ging meist über Land bis wir den kleinen Ort St. Jakob's erreichten, der ca. 10 km nördlich von der grösseren Ortschaft Kitchener liegt. Das hübsch herausgeputzte Zentrum von St. Jakob's hat meist kleine Häuschen, welche sich an der Hauptstrasse entlang reihen. Kunsthandwerk- und Antiquitätenläden zeigen ihre Auslagen. In dem Gebiet nördlich von Kitchener fühlt man sich stellenweise ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Das Farmland ist Hauptansiedlungsgebiet der Mennoniten, von denen einige ihre Felder noch mit Pferd und Pflug bestellen.
Vor Brantford fing es heftig an zu regnen und wir waren froh, einen Walmart Parkplatz zu finden, wo wir den gröbsten Regen abwarten konnten.

Brantford, Walmart Parkplatz                     Brantford, Walmart Parkplatz

Die zweistündige Wartezeit vertrieben wir uns mit Jassen. Als der Regen ein bisschen nachgelassen hatte, fuhren wir weiter. Nach Brantford beginnt der Grand River Scenic Parkway, der entlang des gleichnamigen Flusses bis zum Lake Erie führt. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten den Rest der Fahrt bei schönem Wetter geniessen. Unser heutiges Ziel, den Rock Point Provincial Park, der direkt am obgenannten See liegt, erreichten wir am frühen Abend.
Donnerstag; Back to the USA!
Wir fuhren dem See entlang bis Fort Erie. Die Grenze zur USA war in Reichweite, warum nicht die Niagarafälle von beiden Seiten anschauen? Wir erinnerten uns an das Zollabenteuer von Skagway (Alaska), aber einmal müssen wir ja das Prozedere der Immigration auf uns nehmen. Warum nicht heute? Also wurde eine spontane Entscheidung getroffen und wir fuhren über die "Peace Bridge", welche den Niagara River überspannt. Am Zoll von Buffalo gingen wir zur Immigration und harrten der Dinge. Nach einer kleinen Wartezeit kam ein freundlicher Beamter und nahm uns mit in sein Büro. Da unsere Papiere einwandfrei in Ordnung waren, dauerte es nicht lange und der kompetente, nette Beamte gab uns den erhofften Stempel, der uns erlaubt, wieder für sechs Monate in der USA zu bleiben oder auch, wie wir es ja vorhaben, nochmals zurück nach Kanada zu gehen. Wir wissen nun definitiv, dass wir seinerzeit am Zoll von Skagway mit völlig falschen Informationen nach Kanada "retourniert" wurden. Es ist nach wie vor möglich, zwischen Kanada und der USA hin und her zu pendeln, sofern die Papiere in Ordnung sind, ohne jedes Mal zur Immigration gehen zu müssen. Nachdem unser Camper noch gründlich durch zwei Zollbeamte inspiziert wurde und wir zwei Rindfleischsteaks abgeben mussten, konnten wir unsere Weiterfahrt antreten. Auf dem Interstate 190 ging es über Grand Island zu den Niagara Falls.
Die Niagara Falls liegen im äussersten Nordwesten des Bundesstaates New York. Die Fälle zählen zu den grössten, berühmtesten und schönsten der Welt. Hier stürzen sich die Wassermassen des Lake Erie in zwei grossen Fällen mit Donnergetöse in die Tiefe: über die konkav gebogene, an der Kammlinie etwa 640 m messende Felswand der kanadischen Horseshoe Falls und etwas weiter nordöstlich über die geraden, etwa 330 m breiten American Falls. Die aus der Tiefe des Fallkessels aufsteigenden Gischtschleier zeigen bei sonnigem Wetter prächtige Regenbögen. In der Mitte des Flusses verläuft die Staatsgrenze zwischen Kanada und der USA. Von der amerikanischen Seite aus führt eine Fussgängerbrücke nach "Goat Island", welche die beiden Fälle trennt.

Niagara Falls (USA) American Falls mit Rainbow Bridge

Vom Niagara Falls State Park aus marschierten wir zu den diversen Aussichtspunkten. Praktisch Jedermann kennt die Niagara Fälle, Viele standen schon hier und bestaunten wie wir das grandiose Naturschauspiel. Wir gingen zu Fuss hinüber nach Goat Island und sahen die beiden Wasserfälle von Nahem. Gegen Abend fuhren wir nach Grand Island und quartieren uns im dortigen KOA-Campground ein. Wir hatten unseren Camper gerade installiert, da kam unser Nachbar aus Kalifornien rüber und im Nu hatten wir ein gutes Gespräch. Nachdem er unsere und wir seine Pläne kannten, meinte er, es wäre sicher schön, den Niagara Fall bei Nacht anzusehen und spontan lud er uns ein, in seinem Auto mit zu fahren. Seine Frau wolle nicht mit und er brauche einen "Navigator"! Wir nahmen das Angebot gerne an und los ging es. Er meinte, die Fälle seien von der kanadischen Seite sicher besser zu sehen und auf den Aussichtsturm wolle er auch. Also fuhren wir über die Rainbow Bridge nach Kanada. Wir hatten nicht erwartet, dass wir so schnell wieder in Kanada sind! Die Fälle sind von der kanadischen Seite aus wirklich imposant, besonders, da sie von hier aus bei Nacht in allen Farben angestrahlt werden.

Niagara Falls, Aussicht vom Skylon Tower

Insbesondere bewunderten wir die Aussicht vom 158 m hohen Skylon Tower. Es war wirklich phänomenal. Gegen Mitternacht waren wir wieder auf dem Campingplatz. Wir verabschiedeten uns voneinander und erinnern uns gerne an diesen erlebnisreichen Ausflug.
Freitag; Wie wenn wir es geahnt hätten, wir hatten gestern Donnerstag einen angenehmem Spätsommertag. Heute hingegen, goss es aus allen Wolken. Gegen Mittag bildeten sich kleine Seen rund um unseren Camper. Es machte keinen Sinn weiter zu fahren, deshalb beschlossen wir, noch einen Tag anzuhängen, es gab genügend Arbeit am Computer zu erledigen.
Samstag; Und wieder einmal hat es sich bewährt, einen Tag warten zu können. Es hatte aufgehört zu regnen und es schien ein prächtiger Tag zu werden. Wir machten uns auf den Weg über die Grenze, um unsere geplante Reise durch Kanada fortzusetzen. Entlang des Niagara Parkway ging die Fahrt bis zum Parkplatz des Butterfly Conservatory, wo wir in den "People Mover" umsteigen konnten. Beim Visitor Center "Table Rock" stiegen wir aus und besichtigten die Fälle nun bei Tageslicht von dieser Seite aus. Während Hans sich auf der Aussichtsterrasse die Zeit vertrieb, begab ich mich auf die "Journey behind the Falls", so jedenfalls nennt sich diese Sehenswürdigkeit. Man erhält als erstes eine Pelerine und reiht sich in die Warteschlange vor dem Lift ein. Unten angekommen, befindet man sich in einem Tunnel, der zu einer Terrasse führt, wo man zwar nass wird, aber dafür direkt bei einem Ende des hufseisenförmigen Falls steht.  

Niagara Falls Kanada, Table Rock Visitor Center                     Niagara Falls Kanada, Journey behind the Falls

Die Fahrt mit dem Ausflugsboot "Maid of the Mist" ersparten wir uns, näher an den Fall heran fuhr das Schiff nicht und ausserdem hatte sich die Warteschlange inzwischen verdoppelt. Wir bummelten entlang des Parkways und machten einen Abstecher nach Clifton Hill, dem Vergnügungsviertel des Ortes. An einer Pizzeria mit echtem Holzofen konnten wir nicht so einfach vorbeigehen. Inzwischen war es Zeit geworden, mit dem Shuttlebus zurück zu fahren.

Niagara Falls Kanada, Maid of the Mist                     Niagara Falls Kanada, Skylon Tower

Niagara Falls Kanada

Eigentlich wollten wir in Niagara on the Lake übernachten, der anvisierte Campingplatz gefiel uns jedoch nicht sonderlich, so fuhren wir bis St. Catharines und fanden wieder mal einen Walmart Parkplatz.
Sonntag; Wir erreichten die Stadt Toronto. Es war schwierig, einen Campingplatz zu finden. Die meisten lagen weit ausserhalb der Stadt, schlussendlich fanden wir einen, von welchem aus man wenigstens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt gelangen kann.

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